Mittwoch, 14. Dezember 2011

Nicht nur im Märchen: »Alles was du tust, tue es aus Liebe«

Einbecker Morgenpost berichtet:

Jugenkirche »marie« inszenierte »Rapunzel« / Begeistete Zuschauer bei der Premiere / Zum siebten Mal Wintermächen

Die Zuschauer waren begeistert, wie die elf Akteure der Jugendkirche »marie« das Märchen »Rapunzel« gespielt hatten. Zum siebten Mal präsentierte das Ensemble ein Wintermärchen in der Neustädter Kirche. Die Inszenierung überzeugte mit guter schauspielerischer Leistung sowie viel Wortwitz und Situationskomik, bei der die Besucher mit eingebunden wurden.

Die Premiere des Märchens »Rapunzel« begeisterte die Zuschauer. In der ausverkauften Kirche der Neustädter Gemeinde präsentierten die Akteure der Jugendkirche »marie« überzeugend ihre moderne Version des Märchens der Gebrüder Grimm.
Die Premiere des Märchens »Rapunzel« begeisterte die Zuschauer. In der ausverkauften Kirche der Neustädter Gemeinde präsentierten die Akteure der Jugendkirche »marie« überzeugend ihre moderne Version des Märchens der Gebrüder Grimm.
Einbeck (mru). Der Inhalt des Märchens der Gebrüder Grimm ist bekannt »Rapunzel« wird  von einer bösen Hexe entführt, da ihr Vater aus dem Garten der magischen Frau »Rapunzeln« gestohlen hatte, um diese seiner schwangeren Frau zu geben. Als Strafe wird das Mädchen in einen hohen Turm gesperrt, der keinen direkten Zugang hat. Die einzige Möglichkeit zu ihr zu gelangen, besteht darin, dass sie auf den Zuruf ihre Haarpracht aus dem Fenster fallen läßt, an dem ihre »Ziehmutter« zu ihr gelangen kann. Da ihr Vater ohne sie verzweifelt ist und nicht mehr das »Aufgehen der Sonne« genießen kann, sucht er Hilfe. In der Geschichte der Brüder Grimm geschieht dies durch einen Königssohn, der nach viele Irrwegen »Rapunzel« befreien kann und dabei ihr Herz erobert.

Bei der Inszenierung der Jugendkirche »marie« fungierten Tiffi (Franziska Gabriel) und Waldi (Marc Hertwig) als Erzähler. Als Geschwister demonstrierten sie mit viel Wortwitz die kleinen Sticheleien zwischen Schwester und Bruder sowie die Unterschiede im jeweiligen Alter. Tiffi wirkt erwachsener und erzählt Waldi die Geschichte von »Rapunzel«. Er selber ist nur teilweise interessiert, da er viel lieber mal bei »Bollywood« auf der Bühne stehen würde. Aus diesem Grund trauert er lieber über »Simba« der ganz alleine in der Wüste ist oder singt Lieder aus »König der Löwen«, so dass es seine Schwester oft nicht sehr einfach mit ihm hat. Gleichzeitig muss sich Tiffi aber auch um Alistair Ted Awen (Jan-Christoph Brockmann) kümmern, der Sänger, der gerne seine Musik und seine Gedichte jedem mitteilen möchte. Er versucht zusammen mit der ihn inspirierenden Muse (Lea-Kirin Körber), die Erzählerin abzulenken, damit er sich dem Publikum präsentieren kann. Immer wenn er gerade ansetzt, seine irischen Lieder den Auditorium darzubieten, erwischt ihn Tiffi und schickt ihn zurück in den Hintergrund, wo er mit seiner Muse die Geschichte musikalisch begleitet.

Der verzweifelte König Leopold (Benjamin Staron) kann sein Leben nicht mehr genießen und hat kein Elan mehr, das Leben zu erleben, da er sein Schloss schön, aber leer findet. Aus diesem Grund schickt er seine Berater Blaakus (Adrian Switakowski) und Bleichus (Nevethan Arulmohan) los, um für ihn das traditionelle Lichterfest zu Weihnachten zu organisieren. Um dem König zu erfreuen, nicht nur durch die Erhellung des Festes, wollen die beiden Freunde  die Königstochter Rapunzel (Michelle Wehe) aus den Fängen der Hexe Esmania Dominanza Baretta (Lisa Marie Don) befreien. Auf ihrer Suche nach dem Turm, wo das Mädchen mit den langen Haaren gefangen gehalten wird, begegnen sie oft den »Turmwächtern« Uli (Micha Meißner) und Georg (John Deppe). Beide schauen finster drein und verkünden oft die Order »Keiner kommt rein und keiner kommt raus«. Damit meinen sie eigentlich ihren Turm, doch agieren sie ebenfalls anekdotenreich mit dem Publikum und sind enttäuscht, wenn angeordnete Platzräumungen nicht von den Zuschauern ernst genommen werden.

Rapunzel möchte in ihrer unschuldigen Art einfach nur einmal die Weihnachtslichter von Nahem sehen, was ihr die Hexe verbietet und behauptet, dass es außerhalb des Turmes gefährlich sei. Sie erklärte, dass es Monster gebe, die schon schlimm und böse seien, doch eine weitere Kreatur sei noch angsteinflößender und hätte spitze Krallen, nämlich die Männer. Als es Blaakus und Bleichus gelingt, sie aus ihrem Verlies zu retten, schreckt sie vor den beiden zurück und will sich ihrer erwehren, da sie merkt, dass beide Männer sind. Anschließend zeigen sie ihr bei der Flucht, wie schön die Natur sei. Es gebe Steine, Stöcke und, da es auch ein Märchen sei, eine türkische Eiche. Nachdem Rapunzel aus Rücksicht ihrer »Ziehmutter« gegenüber wieder in ihren Turm zurück gekehrt ist, befreit der König seine Tochter und Bleichus verliebt sich in Rapunzel, denn »Alles was er tat, tat er aus Liebe«.

Bei der Premiere begeisterten die Darsteller mit Wortwitz, Situationskomik und schauspielerische Können. Wenn Uli und Georg mit dem Publikum agierten und einen Wettstreit über ein »Ok« inszenierten oder in der Pause aus der Kirche keinen hinein oder heraus lassen wollten, sorgten sie für Kurzweil und viele Lachanfälle. An Waldis kindlicher Art verzweifelte oft Tiffi, ebenso wie an der versuchten Bühnen-Präsenz von Alistair, der sich von seiner Muse immer wieder animieren ließ. Die Hexe überraschte durch ihre Bosheit sowie durch ihre Mimik und Gestik. Bleichus und Blaakus spielten miteinander und demonstrierten verständlich und unterhaltsam, dass ein Träumer und Künstler stärker und mutiger als ein erfahrener Abenteurer sein kann. Rapunzel und der König verkörperten das Sinnliche, wie sie ihre Ängste und Wünsche darstellten, doch überzeugten sie ebenfalls durch ihre Bühnenpräsenz und ihre Hingabe an die Rolle.

Die Premiere war ein großer Erfolg, bei dem jedes Detail zusammen passte, ob Bühnendeko, Kostüme, Make-Up, Licht- und Soundtechnik, Inszenierung oder Schauspielerei. Diakon Holger von Oesen dankte allen Beteiligten für die wochenlange Vorbereitung und freute sich, dass das Theaterstück dem Publikum so gut gefallen hätte. Weiter erklärte er, dass das vom Ensemble modern dargebrachte Lied: »Alles was du tust, tue es aus Liebe« für jede zutreffe. Er hoffte, das diese Aussage vor allem in der vorweihnachtlichen Zeit von vielen ernst genommen werde und viele davon angesteckt würden.

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